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== Null Milligramm ==
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Der Prediger

normal

In der Morgendämmerung oder etwas später erwachte ich unsanft durch ein Geräusch. Es stellte sich heraus, dass es kurz nach 6 Uhr war und draußen jemand lauthals sang. Im Dorf ist er bekannt als “der Prediger”, der mit tantraartigen Sprechgesang und Rufen auf sich aufmerksam macht. Vor wenigen Tagen haben wir den alten Kauz schonmal auf dem Weg den Berg hoch am Wegesrand getroffen. Mit seiner kräftigen Stimme ist er wohl sowas wie der Dorfhahn, der den Tag quasi einsingt. Verrückt!

Ungeachtet dessen blieb ich noch bis zum Frühstück liegen und wackelte erst dann ziemlich gut erholt an den Tisch. Der Kaffee war heute ziemlich dünn und auch die Semmel vom Vortag war nur semigeil. Ich überbrückte die Zeit bis zur Chefarztvisite mit Trödelei im Internet. Wenig ergiebig war dann das Gespräch. Die Medikation bleibt erstmal für zwei Wochen erhalten. Ich fragte mich innerlich, ob ich in der verbleibenden Zeit auf der Soteria die Reduktion auf Null noch schaffen werde. Aber okay, auf ein vernünftiges Maß wär auch in Ordnung. Es gelingt mir bisher ja wesentlich besser als ambulant, weil die Entzugserscheinungen wesentlich geringer ausfallen.

Draußen am Mittagstisch genehmigte ich mir nur eine kleine Portion Linsencurry mit Spinat und Nudeln. Der Reis war leider angebraten und musste weggeworfen werden. Dann telefonierte ich ein wenig und schlug die Zeit tot bis wir gegen 15 Uhr zusammen in ein Café gingen, in dem ich mir einen Latte Macchiatto und ein Eis spendierte. Vor dem Abendessen beförderte ich noch einen großen Berg frisch gewaschener Klamotten auf die Wäschespinne.